17.05.2018

Leben nach Lufthansa

Ein Leben nach der Lufthansa, auch für Air Berliner
Ein Rat aus eigener Erfahrung

Nach 30 Jahren nicht mehr wertvoll für das Unternehmen. Plötzlich betriebsbedingt gekündigt. Der Arbeitgeber ist insolvent. Was nun? Es gibt viele Gründe, warum man nach vielen Jahren bei einem Arbeitgeber, mit dem man sich eigentlich identifiziert hat, nicht mehr arbeiten darf. Gibt es einen Ausweg? Wird es einen neuen Wirkungskreis geben?

Die Erkenntnis, dass die Lufthansa kein Interesse mehr an mir und meinen Fähigkeiten hatte war für mich niederschmetternd. Ich brauchte ein Jahr, um mich auch innerlich von der Lufthansa mental zu trennen. Dann wollte ich wieder arbeiten gehen und mir selbst beweisen, dass ich mit damals 56 Jahren nicht zu alt bin.

Beim Arbeitsamt in Nagold hatte ich eine sehr tolle Sachbearbeiterin. Die half mir erst einmal, meinen Lebenslauf und meine Bewerbungen zu formulieren. Wenn der Arbeitsplatz wegrationalisiert wird, wird oft von den ehemaligen Arbeitgebern ein Coaching angeboten – unbedingt annehmen. Vor allen Dingen, wenn man sich die letzten 30 Jahre nicht mehr mit diesem Thema beschäftigt hat. Alle Zeugnisse chronologisch ordnen, welche anerkannten Abschlüsse kann man vorweisen. Je aktueller, desto wertvoller. Alles einscannen, da heutzutage Bewerbungen nur noch per E-Mail geschickt werden. Ein professionelles Foto auf dem Lebenslauf ist elementar. Hier lieber ein paar Euro mehr investieren. Wer arbeitslos gemeldet ist: Bewerbungskosten werden vom Arbeitsamt übernommen! Auch entsprechende Kleidung! Das Arbeitsamt übernimmt auch Weiterbildungen. Damit verlängert man auch die Dauer seines Anspruchs auf Arbeitslosengeld. Und je höherwertig eine Ausbildung und je aktueller, desto besser die Vermittlungschancen, egal wie alt man ist.

Wichtig ist, dass man sich auf die richtigen Stellen bewirbt. Dafür sollte man rekapitulieren, was kann ich, was habe ich gelernt, was möchte ich gerne arbeiten. Nur wer sich vorher überlegt hat, warum man sich gerade auf diese Stelle bewirbt, kann im Bewerbungsgespräch auf diese Frage überzeugend antworten. Und warum bin ich die einzig wahre Besetzung für diese Position?

Es kommen die Einladungen zu Bewerbungsgesprächen. Entsprechend angemessene, saubere Kleidung ist obligatorisch. Ein vorheriger Friseurbesuch macht sich hier bezahlt. Achtung die Frisur und Haarfarbe müssen mit dem Bewerbungsfoto übereinstimmen! Ein gepflegtes Erscheinungsbild kann über den Erfolg entscheiden. Wir haben zu Hause ein Bewerbungsgespräch mit einer Videokamera aufgenommen und ich habe meine Fehler selbst bemerkt. Offene Haltung zeigen gegenüber dem Interviewer. Alle Interviewer direkt anschauen. Nicht dem Blick direkt in die Augen ausweichen. Wenn ein Coaching angeboten wird – annehmen. Es ist heutzutage üblich, sich coachen zu lassen. Es gibt Firmen, die Coachings anbieten, das ist aber teuer.

Bei größeren Arbeitgebern gibt es Assessmentübungen. Auf solche Tests kann man sich vorbereiten. Es gibt einschlägige Literatur mit Übungs-CDs. Gerne werden Arbeitsproben auch gefordert.

Meine Erkenntnis ist, dass mein spätes Studium Gold wert ist. Ich hatte sehr spät noch einmal studiert und gegen den Willen meines Lufthansa Chefs dieses Studium auch beendet.

Die Stellenvorschläge des Arbeitsamtes waren nur selten passend. Daher habe ich mich selbst bei verschiedenen Arbeitgebern direkt beworben. Und eines Tages gab es tatsächlich einen Arbeitgeber, der mich unbedingt einstellen wollte. Mittlerweile bin ich nach einem halben Jahr bereits befördert worden, mit der Aussicht weiter aufzusteigen. Fazit: Es gibt ein Leben nach der Lufthansa, sogar mit 57 Jahren!


Leben nach LH Autor: Uta Dechert

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