21.02.2017

Unternehmenskultur

Definition: Unternehmenskultur ist die Summe aller gemeinsamen und selbstverständlichen Annahmen, die eine Gruppe im Laufe ihrer Geschichte erlernt hat. Sie ist der Niederschlag des Erfolgs. (Zitat: Ed Schein, Organisationskultur, 2003)


depressiver Mitarbeiter © light impression Fotolia

Die Unternehmenskultur eines Unternehmens ist ein weicher Faktor mit harten Ergebnissen. Sie beschreibt die Außen- und die Innenwirkung der Unternehmung. Die Außenwirkung ist der Ruf der Unternehmung, wie er von Kunden und Lieferanten wahrgenommen wird. Die Innenwirkung beschreibt den Umgang der Unternehmung mit den Mitarbeitern.

Mittlerweile ist es in vielen Studien bewiesen, dass ein gut geführtes Unternehmen, das großen Wert auf eine gute innere Unternehmenskultur legt und einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern pflegt, die Leistungsbereitschaft dieser dermaßen erhöht, wie es mit keiner Gehaltssteigerung zu erreichen wäre.

Schlechte Unternehmenskultur ist:
(Übereinstimmungen mit einem Unternehmen sind rein zufällig)

Wenn ein Unternehmen systematisch seit Jahrzehnten in verschiedene Geschäftsfelder aufgespalten wird. Diese Geschäftsfelder eigene, teilweise innerhalb der Geschäftsfelder, mehrere Tarifverträge haben, zu jeweils für das Unternehmen günstigeren Bedingungen. Tarifverträge vom Unternehmen gekündigt werden. Andererseits genehmigt sich der Vorstand gleichzeitig eine immense Gehaltserhöhung. Das schürt den Neid auf die eigenen Kollegen im gesamten Unternehmen. Auch kann sich ein Geschäftsfeld elegant von mindestens 1/3 Mitarbeiter trennen, indem es das Geschäftsfeld z. B. komplett von Nord nach Süd umsiedeln lässt. Weil Mitarbeiter mit ihren Familien nicht so einfach ihren Lebensmittelpunkt verändern können. Dank der Globalisierung werden ganze Abteilungen geschlossen, weil sie im Ausland kostengünstiger betrieben werden. Neue Geschäftsfelder werden grundsätzlich nur im Ausland eröffnet. Abteilungen werden im Heimatland zwar mit einem neuen, schlechteren Tarifvertrag gerettet aber kurz darauf wird ein sehr ähnlicher Betrieb im Nachbarland, natürlich billiger, eröffnet. Darum hat jeder Angst um seinen Arbeitsplatz und plötzlich ist der Kollege ein Rivale.

Keil zwischen Mitarbeitern

All das treibt unvermeidlich einen Keil zwischen die Mitarbeiter und ein Miteinander ist meistens gar nicht mehr möglich. Dann reicht der Platz in der Ablage vorne und hinten nicht mehr aus, weil sämtliche Mitarbeiter und Führungskräfte den kleinsten Vorgang akribisch archivieren, damit ihnen nicht irgendwann irgendwer einen Strick daraus drehen kann, weil sie angeblich einen schweren Fehler gemacht hätten oder sich ein unverzeihliches Versäumnis zuschulden kommen ließen. Keiner möchte mehr den Hut für irgendetwas aufsetzen, weil immer nur nach dem Schuldigen gesucht wird und nicht nach Lösungen.

Nun bekommt auch Mobbing eine Plattform, zumal es nicht verfolgt und unterbunden wird. Nicht auszuschließen, dass Mobbing sogar Bestandteil der Personalpolitik wird/ist. So wird man Mitarbeiter los. Da gibt man gerne den Pflanzen weit mehr Platz als den Mitarbeitern.

Weiterbildung der Mitarbeiter wird nur von externen Anbietern angeboten, die empfohlenen Abschlüsse werden nicht gewertschätzt. Interne Weiterbildung wird verhindert und Mitarbeiter nach erfolgreicher privater Weiterbildung aus dem Unternehmen hinausmanövriert.

Die Mitarbeiter können leider nur rein theoretisch die eigenen Produkte rabattiert erwerben, denn meistens sind diese günstigen Angebote ausverkauft. Doch mit solchen Vergünstigungen wurde bei der Einstellung geworben!?!

So ein wertabschätzender Umgang mit dem Personal vergiftet die Atmosphäre im ganzen Unternehmen. Die Krankenquote steigt automatisch.

Wer so eine Politik verfolgt, der propagiert und unterstützt natürlich auch den unternehmenseigenen Sportverein nicht. Die Teilnahme am Sport würde die Gesundheit der Mitarbeiter positiv beeinflussen. Die Teilnahme an Teamsportarten würde abteilungsübergreifend das Netzwerken und die soziale Kompetenz fördern. Das eigene Fitnessstudio ist schon längst aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden. Teamsportarten würden eine „Wir“ Mentalität protegieren. „Wir“-Mentalität bedeutet Teamgeist, gegenseitiges Helfen.

Der alte (früher einmal gut funktionierende) Wir-Familiengedanke wird deshalb von der Unternehmensleitung lieber in einen „Teamgeist“ umgepolt. So lassen sich ganz einfach noch mehr Geschäftsfelder ins günstigere Ausland ausgliedern, noch mehr Keile zwischen die Mitarbeiter treiben, wenn die weisungsbefugten, persönlich aber nicht bekannten Vorgesetzten plötzlich im globalen Ausland sitzen.

Schlechte Innen-Unternehmenskultur hat zur Folge, dass das Unternehmen auch nach außen nicht mehr als so „gut“ wahrgenommen wird. Dass Kunden zur Konkurrenz abwandern und nicht mehr zurückkommen. Die Wirkung einer „guten“ Innen-Unternehmenskultur kann mit monetären Mitteln nicht aufgewogen werden.

Ein Grund für die Entscheidung von Konzernspitzen für das Ende einer guten Innen-Unternehmenskultur könnte sein, dass im Zeichen der Globalisierung die Konzernspitze keinen Wert mehr darauf legt, dass Unternehmen zum überwiegenden Teil im ursprünglichen Heimatland weiterbestehen. Sondern es werden große Teile in kostengünstigere Länder verlagert und nur noch der Kopf, vielleicht als Holding, im Ursprungsland bestehen bleibt. Also noch sehr viel mehr Mitarbeiter im Ursprungsland mit hiesigen „teuren“ Tarifverträgen aus dem Unternehmen entlassen werden - zu Gunsten von günstigeren Arbeitsplätzen im Ausland, auch unter Akzeptanz einer geringeren Qualität.


Betrieb Arbeitsklima Autor: Uta Dechert

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