21.02.2017

Vorwort 01 2017

​Liebe Mitglieder,

liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,ich begrüße Sie recht herzlich zur ersten Ausgabe unseres VL-Magazins in diesem Jahr.

Derzeit haben wir das, was Journalisten gerade in den Sommermonaten gerne als „saure Gurken Zeit“ bezeichnen, einen Zeitraum also, der nicht viele Neuigkeiten hervorbringt.


Frank Schott © VL

Nun ist es nicht so, dass in unserem Lufthansa-Konzern zurzeit nichts passieren würde, worüber es sich nicht zu berichten lohnt, ganz in Gegenteil: Die Schlichtungsschlussempfehlung im VC/Lufthansa Tarifstreit wurde zum 15.02.17 von beiden Seiten angenommen, es steht noch eine Urabstimmung unter den VC Mitgliedern bis Ende März 2017 dazu an. Ausführliche Informationen auf Seite 19.

Wir wollten aber dennoch auf ein erstes Ergebnis warten und darüber auf Seite 19 auch berichten. Die Gespräche der unterschiedlichen ver.di Arbeitsgruppen zu den Themen Wachstum und Beschäftigung, TV Zukunft und Ergebnisbeteiligung werden fleißig weitergeführt und auch die ver.di Tarifkommissionen beschäftigen sich intensiv mit den Entwicklungen in unserem Unternehmen und den Ankündigungen seitens des Vorstandes, die in jüngster Zeit veröffentlich wurden.

Auch wenn derzeit dazu noch keine konkreten Ergebnisse vorliegen, so möchten wir doch an dem von uns selbst gesteckten Ziel festhalten, unser VL-Magazin in der gewohnten Regelmäßigkeit in jedem Quartal zu veröffentlichen. Über Resultate werden wir dann wohl in der folgenden Ausgabe berichten und informieren können.

Ein solcher „Leerlauf“ ist aber eine sehr gute Möglichkeit, für ein paar Gedanken zu einer Mitteilung seitens des Lufthansa Vorstands, die uns alle hat aufhorchen lassen: Vor dem Hintergrund der VC Schlichtung wurde die Gründung einer neuen Gesellschaft ins Spiel gebracht, sollte das Schlichtungsergebnis zu teuer ausfallen. Zu Recht wurde seitens der VC diese Ankündigung als das kritisiert, was sie auch wirklich ist: ein Versuch, den Schlichter unter Druck zu setzen. Eine solche Aussage während einer laufenden Schlichtung ist bisher einmalig in unserer Lufthansa und nun auch wirklich nicht besonders hilfreich und konstruktiv.

Dennoch stelle ich mir die Frage, ob es sich hierbei wirklich nur um eine Drohung handelt oder um die Bekanntgabe von Konsequenzen, sollte das Ergebnis nicht im Sinne des Lufthansa Managements ausfallen. Ich persönlich bin der Ansicht, es ist weder das Eine noch das Andere. Ich glaube vielmehr, dass es sich hierbei um eine grundsätzliche Überlegung des Arbeitsgebers handelt. Wie man in der Presse lesen konnte, wurde dieser Gedanke mit folgenden Worten begründet: „Das ist keine Tarifflucht, sondern die Flucht vor einem bislang nicht kompromissfähigem Tarifpartner“.

Nun kann man über diese Aussage trefflich streiten, aber für mich stellt sich hier eine wesentliche und grundsätzliche Frage: Kann man vor einem Tarifpartner flüchten? Ich meine nein, denn auch in einer neu gegründeten Gesellschaft hat die Belegschaft jederzeit die Möglichkeit sich zu organisieren und entsprechende Tarifverträge durchzusetzen.

Kurzfristig kann man durch einen solchen Schritt vielleicht die Kosten in der Produktion senken und damit auf dem hart umkämpften Luftverkehrsmarkt die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Meiner Meinung nach werden Auslagerungen und Neugründungen diesen vermeintlichen Vorteil auf Dauer nicht bieten können, denn irgendwann ist die Kostenschraube derart fest gedreht, dass sie kurz vor dem Abbrechen steht.

Vielmehr ist es notwendiger denn je, dass sich die Tarifpartner zusammen mit dem Management bei den politischen Verantwortlichen auf nationaler als auch auf europäischer Ebene für einen fairen Wettbewerb einsetzen. Low Cost Airlines, die ihr Geschäftsmodell darauf aufgebaut haben, Tarifverträge zu umgehen, mit prekären Beschäftigungsbedingungen arbeiten, um ohne Rücksicht auf die Belegschaft den höchsten maximalen Gewinn erreichen wollen, muss endlich das Handwerk gelegt werden.

Aber auch die deutsche und europäische Gesellschaft muss umdenken lernen. Wir können nicht immer nur den billigsten Preis bezahlen wollen, gleichzeitig aber auch mehr Lohn und Gehalt fordern. Diese Mentalität zwingt in unserer globalisierten Welt die Arbeitgeber förmlich zu Auslagerungsmaßnahmen, Lohndumping und prekären Beschäftigungsverhältnissen. Wer nicht als Arbeitsloser für 29 Euro nach Mallorca fliegen will, muss jetzt bereit sein, nicht nur für sein Auto, sondern auch für seinen Flug einen fairen Preis zu zahlen.

Dazu liebe Kolleginnen und Kollegen, brauchen wir Ihre Unterstützung, denn dieses Ziel fairer Löhne zum Leben in Deutschland kann nicht durch Spaltung der Belegschaft erreicht werden, sondern einzig und alleine durch einen solidarischen Zusammenhalt quer durch alle Geschäftsfelder und Mitarbeitergruppen.

In diesem Sinne werbe ich an dieser Stelle um Ihre Mitgliedschaft in der ver.di / Vereinigung Luftfahrt, denn die Entwicklungen in unserer Lufthansa gehen uns alle an und sind die Basis für die Zukunft und die Perspektive für jeden einzelnen von uns.

Werden Sie Mitglied und bleiben sie uns treu!

Herzlichst Ihr

Frank Schott

Bundesvorsitzender


Vorwort VL Magazin 2017 Autor: Frank Schott

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